Ein Samstag, der sich zog, wie zehn Samstage.
In Erwartung lauter Gitarren. In Erwartung von Bier. In Erwartung von Sonic Youth. In Erwartung tauber Ohren. In Erwartung.
Argh ist wieder da. Das ist schön.
Sie lag da im Bett mit ihrem rotwangigen, fieberglänzenden Kopf, umringt von ihrem Kuscheltierzoo. Ich hatte ihr einen kalten Waschlappen auf die Stirn gelegt und lag neben ihr im Bett. Wir hielten Händchen. Sie war vor Müdigkeit ganz still. Ich sagte ihr, wie schön das sei, dass sie auf der Welt sei. Sie überlegte lange und sagte dann: "Es wäre auch ganz schön blöd, wenn du nicht da wärst". Fast etwas schüchtern antwortete ich: "Ja?"
Sie ergänzte: "Dann wär das ja sonst nicht auszuhalten".
Ich verkniff mir eine Rückfrage.
Sie ergänzte: "Dann wär das ja sonst nicht auszuhalten".
Ich verkniff mir eine Rückfrage.
Nach einer anderthalbstündigen Koffer-Odyssee, nach einem nicht eingetroffenen Shuttle-Bus, nach einer halsbrecherischen Taxifahrt ("KRÄDITTE KARDE? NO-Ä! ONNLI KÄSCHÄ!"), nach halbstündigem Einchecken, nach halbstündigem Boarding, nach zweistündigem Flug, nach dreiviertelstündigem Pushback-Transfer wegen defekter Bugradsteuerung, nach fünundvierzigminütiger Gepäckausgabe, nach achtundzwanzigminütiger Taxifahrt, nach fünfminütigem Duschen stand ich vor dem Bett meiner schlafenden Tochter. Und schloss sie in meinen Arm.

Da liege seine Hose auf dem Boden.

Die Frau, die vor ihnen ginge, habe die selben merkwürdig krummen Füße, wie er.

Sein linkes Hosenbein sei umgeschlagen.

Ob er die Nasenhaare nicht doch mal schneiden könne.

Ob er wirklich die absurde Tiberfahrt machen wolle.

Er trinke ja schon sehr viel Kaffee.

Er habe da Flusen im Ohr.

Ob er eigentlich wirklich echte, tiefe Freundschaften habe.

Ob er sie eigentlich noch begehre.
TXL
FCO
CIA
SXF
FCO
CIA
SXF
1 Kommentar - +
13. Oktober 2009, der erste Morgen mit Frur. Der erste Morgen, an dem man auf dem Fahrrad nicht gegen das Schwitzen, sondern das Zittern ankämpfen muss. Und jetzt 11 Stunden vorspulen möchten.
Das vermutlich wirklich geniale an der neuen Phillip Boa Platte ist ihre Eingänglichkeit und die Souveränität, die von ihr ausgeht. Lieder wie "Lord have mercy with the one-eyed", "Jane Wyman","60s 70s 80s..." oder "Fiat Topolino" haben dermaßen kluge, widerhakenartige Hooklines, dass man sie noch beim ersten Hören bereits korrekt mitsingen kann. Die Lieder eint eine trotzige Naivität, ein Vergnügen an der Beklopptheit, ein hymnisch-kinderliedartiges, über allen Dingen stehendes Amalgam aus Lebenslust und -verweigerung zugleich. Wer diese Musik hört, der sieht und fühlt die Sintflut und den Regen nicht, der gerade draußen niedergeht; wer diese Musik hört, steht sofort wieder mit einem Bier in der Hand in einer wogenden Menschenmenge, auf dem Leib eines wunderbaren Menschen, den man im Arm hält, trommelnd. Schaut auf einen groß gewachsenen, gut aussehenden, der über die Bühne tigert und sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlägt. Und grinst.



