Wir standen im Hausflur. Es war spät. Sie hatte ihre Schulbrote vergessen und musste nochmal zurück in die Wohnung. Wir verließen das Haus. Sie hatte ihren Schlüsselbund vergessen. Ich gab ihr meinen und ließ sie ihren Schlüsselbund holen. Wir gingen weiter. Nach 200 Metern fiel ihr ein, dass sie ihren Turnbeutel vergessen hatte. Sie rannte zurück, ich blieb stehen. Und gerade, als ich genervt und gereizt sein wollte, sah ich, wie sie zurückrannte. 12 Jahre. Beine, mit denen sie schon viel zu früh die Männer verrückt machen würde. Ein schönes Mädchen. Ein kluges, lustiges Mädchen voller liebenswerter Scheiße und irrer Ideen im Kopf. Ihre leicht schiefen Senkfüße, die sie von mir geerbt hatte, in abgegrabbelten Chucks. Ihr im Wind fliegendes blondes Haar. Und ich war nicht mehr gereizt ob ihrer Schusseligkeit. Im Gegenteil, ich war beglückt. Und wünschte mir, sie würde ihre Verpeiltheit und Schlampigkeit ihr Leben lang bewahren, denn Überperformer und To-Do-Listen-Nervensägen und menschgewordene Wiedervorlagen, davon hatte sowohl ich als auch die Welt reichlich genug.
Texas-Jim (Gast) - 8. Mai, 14:01
Kinder. Kinder!
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