Den Anfang ignorieren.

Ab 1'13 hören.


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Ich fuhr durch die Stadt, Sufjan Stevens' The Seer's Tower im Ohr. Es war Herbst geworden. Winde wehten. Bäume warfen mit Eicheln und Kastanien. Feiner, warmer, fast angenehmer Sprühregen.

Ich spürte, dass die Wege, die ich ging, sich ändern würden. Dass die virtuellen Trampelpfade, die sich über viele Jahre in meine persönliche Topographie eingegraben hatten, bald durch neue ersetzt werden würden.

Es war eine unruhige, eine spannende, eine verheißungsvolle Zeit.



 

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Auf dem Hinweg blies der Wind sanft in meinen Rücken.

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Und natürlich gab es zwei Straßensperrungen. Aber das kannte ich ja schon. Und es bescherte mir 8 Extrakilometer.

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Schorlenalarm am Nachbartisch.

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Ich saß draußen bei Weißwein mit Blick auf den Amtssee, während in meinem Rücken, im Hotelrestaurant, Hochzeitskaspereien veranstaltet wurden. Es rauschten SMS aus J.'s manischer Phase rein - und mir flogen Konzepte zu.

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Wer kommt mehr vom Sozialamt?

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Wie der Himmel sich nur in Zeitlupe dunkelte, fast unmerklich.

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Mir war wohl. Sehr, sehr wohl.

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3 Hochzeiten und ein Glücksfall.

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Ich freute mich auf die Rückfahrt.

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"Die Karten sind der neue Papst".

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Konzept fertig.

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Rubrikeneinteilung und Pagination fertig.

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Im April würde das Projekt fliegen.

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Zurück bei garstigem Gegenwind. Schweinehund besiegt.



 
Spannung und Entspannung.



 
Am 24. September wird der Grill angeworfen, der ganz besondere.




Mit der Tochter auf dem Fußboden liegen, ihre frühen Gesänge und Musikstücke auf CD hören. Zusammengeschweißt. Momente, die viel zu selten sind und gefressen werden von so viel unnötigen Verrichtungen.



 
Im Refugium.




Die weitgehende, tiefgreifende Irrheit und Beklopptheit des menschlichen Tuns, insbesondere im Bereich der Erwerbsarbeit im mittleren und höheren Management.



 
Als ich die wunderbare Stimme von Zach Condon im Song "Port of Call" hörte, schmeckte ich geradezu den betörenden Geschmack der Freiheit. Da war das Ziel, ich musste nur gehen.




Die Woche des Einsturzes war gekommen.



 
2013herbst1

Ich fuhr von ganz Osten nach ganz Westen, tief in meine erste und zweite Heimat hinein. Beide Städte funktionierten jedoch inzwischen nicht mehr als Heimatscholle. Ich war ein Fremder, ein Solitär, irrte hier zwischen Rentnern, dort zwischen Studenten umher, war froh, mich aus diesen beiden Städten nachhaltig herausgearbeitet zu haben.

Ich saß in der einzigen Konstante, dem Domkeller, und ließ zufrieden Biere in mich gleiten.

2013herbst2

Der von meiner Mutter ausgehende Geruch intensivierte sich in alle Richtungen.

Ich molk die Reste aus der Firma. Es war ein unwürdiges, aber gut bezahltes Spiel.

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Zimmer 21.

"Noch ein Kinderbier!"

2013herbst4

Aber irgendwie mochte ich meine Mutter doch. Weil ich ein bisschen war wie sie. Es ließ sich ja eh nicht vermeiden.

Deutschland betrachtete ein Politikerduell. Ich hingegen betrachtete einen Tresen.

2013herbst5

Gott wie froh ich war, dieser Studentenscheiße entkommen zu sein. Ich wäre dort dermaßen versackt und versauert.

Der geprügelte Finanzvorstand und der gegrillte CEO - demnächst in da house. Frohlocket!

2013herbst6

Sushi war jetzt in Aachen angekommen. Was würde als nächstes kommen. Bubble-Tea?

Mein dicker, motziger, aber auch ungemein lieber und putziger Porno-Onkel.

2013herbst7

Lob der pissenden Frau.

Die unglaublich negative, Energie abziehende Atmosphäre der Stadt Aachen. Die heißen Schwefelquellen, die indirekt für all das Slackertum und die Studienabbrecherei verantwortlich waren.

2013herbst8

Glavinic' neuen Roman in 2 Zugfahrten komplett runtergerotzt.

Die Magie der Kneipen, in denen man nur sitzen, trinken, warten muss. Irgendwann passiert was. Jede Stadt hat so eine Kneipe.

2013herbst9

Am nächsten Tag zeigte ich mich meinem Geschäftspartner in spe komplett nackt. Anstatt ihm Plastikperlen anzubieten, um ihn milde zu stimmen, kam ich ganz bewusst mit leeren Händen und ohne Präsentation. Und verließ den Termin mit einer Zusage.

Zwischen Hamm und Bielefeld kam Herbst über das Land.

2013herbst10

Nach einem wilden, heißen, ungezügelten, zwar spät gekommenen, aber vehement gebliebenen Sommer.

2013herbst11

Der Himmel war grau.

Porta Westfalica in dichtem Nebel, fast nicht fotografierbar.

2013herbst12

...to switch off time
by causing
train delay...


Wusterwitz und Kirchmöser.

2013herbst13

"Moments in Love" hören und dabei an diese frühmorgendliche, verkaterte Autofahrt durchs dunstverhangene Sauerland denken, in Ingos altem, weißen Manta-A. Da hörten wir dieses Lied auch, nach der einen, der großen, der unvergesslichen Party, nach der wir in Ermangelung eines Schlafplatzes im Auto geschlafen hatten. Um sieben Uhr früh mit 40 km/h quer durch die Walachei. Tschick für Arme.

2013herbst14

Es wartete einiges an Arbeit auf mich.

Es wartete einiges an Scheiße auf mich.

2013herbst15

Es wartete viel Genuss auf mich.

Es wartete viel Schönes auf mich.

2013herbst16

"Du bist jetzt ein Manager von Victoria Bar"



 
Allen, denen es nicht passt, wie deutlich kommuniziert wurde, dass Wolfgang Herrndorf sich erschossen hat und die lieber eine pietätvollere Sprechweise gehabt hätten: Man muss es so deutlich sagen. Genau so deutlich. Damit klar wird, dass wir in einem Land leben, in dem der Mensch keine andere Wahl hat, als sich zu erschießen, wenn er nicht mehr leben will. Und damit sich das vielleicht auch mal ändert. Herrndorfs letzte Handlung ist nicht grausam, sondern aus der Meta-Ebene heraus höchst empathisch.




Sie hatten eine riesige, merkwürdige Maschine gebaut, die begann, sich selbst zu verdauen. Man ging langsam rückwärts, in kleinen Schritten, andere flüchteten in Panik, andere verharrten, kippten noch Öl nach, drehten an Stellschrauben, es breitete sich schon leichter Brandgeruch aus. Man selbst ging nur Schritt für Schritt zurück, kannte die Maschine schon gut, jedes Einzelteil, jeden Mechaniker, man wusste genau, dass die Gefahr, die von ihr ausging, einschätzbar war. Schritt für Schritt ging man zurück, mehr und mehr, bis die Maschine klein geworden war am Horizont, und man bestellte sich einen Martini.




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