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Incinerate.



 
Beängstigende Lust auf Entrecôte mit Pommes Alumettes, Estragonsauce, Bohnen und samtigem Rotwein. In Begleitung.




Mark Oliver Everett hat seinen Vater an einen Herzinfarkt verloren, seine Schwester an Selbstmord und seine Mutter an Lungenkrebs. Seine Kusine war Stewardess im Flugzeug, das am 11. September ins Pentagon crashte.

Anstatt zu verzweifeln, schrieb Everett das Lied Blinking Lights:

Blinking lights on the airplane wings
Up above the trees
Blinking down a morse code signal
Especially for me

Ain't no rainbow in the sky
In the middle of the night
But the signal's coming through
One day i will be alright again

Blinking lights on the highway cars
Stopping one by one
Get a look at the accident
Didn't see that one coming

And the doctor in the sky
Gonna bring his chopper down
Gonna bring me out alive
And set me on the ground
Once more again

Blinking lights on the airplane wings
Up above the trees


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Im Konzert trug er zum Selbstschutz einen Maßanzug aus Stahlhumor. Nannte das Publikum kollektiv "Schatzi" und kündigte jeden Song als Bummer, Super-Bummer oder sogar New Level of Bummer an.

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Es gab Gitarren, Röhrengongs, Timpani, Trompeten, Glockenspiel.

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Und sehr großes Glück, das ins Tempodrom strömte.



 
Hannover.




Drahtseil.




Und immer wieder: Überraschungen.



 
Schreibtisch aufgeräumt. A3-Papier. Bleistifte. Monitor geputzt. Kaffee bereit. Es geht los.



 
Lana del Rey spielt 70 Minuten. Keine Zugabe. Aber in diesen 70 Minuten gibt es Intensität satt. Und in ihr vereinigen sich alle nur denkbaren Männerprojektionen. Sie ist kühl. Sie ist heiß. Filmprojektionen: Sie sitzt auf dem Rücksitz eines Moppeds, am Steuer ein langhaariger Rocker, natürlich ohne Helm (beide). Sie sausen über einen Highway. Sie raucht.

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Sie trägt auf dem Konzert ein weißes Kleid. Darunter perfekte Beine. Sie geht in die Hocke, um Geschenke entgegen zu nehmen. Wer zuschaut, verspürt den irren Drang, sie zu lecken.

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Sie verschenkt Teile ihrer Seele. Sie singt. Sie weint bei "Born to Die". Welch ein Phantasma. Aber sie ist eine Kunstfigur. Das darf nicht vergessen werden.

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Ein echter Mensch saß auf meinen Schultern. 50 Kilo. Zart. Glücklich. Lieb. Als ich sie von den Schultern ließ, sagte sie "Danke, Papa".



 
Der längste Tag des Jahres.



 
Dieses Lied zu spielen, ohne in Tränen auszubrechen, muss Bill Callahan volle Kraft abverlangen. Er begibt sich hierzu in einen Kokon, in eine Selbst-Distanz, die nur eine membrandünne Schicht von seinem wirklichen Empfinden entfernt ist. Es wird nicht klar, ob er derjenige ist, der geht - oder ob es jemand anders war, der von ihm ging. Es macht für dieses Lied auch keinen wirklichen Unterschied.

Callahan fährt seinen komplett eigenen Film, das Lächeln ist kein entspanntes, kein glückliches Lächeln, es ist ein Schutzlächeln, ein Zusammenbruch-
vermeidungslächeln, das für Sekundenbruchteile einen leichten Trotz zeigt.

Der Teil, wo es vom unaufgelösten D-sus-Akkord zurück in die C-Dur-Strophe geht, das ist einer der seltenen Momente der absoluten musikalischen Genialität. A la Notwist: "Fail with consequence. Lose with eloquence. And smile."






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